„KI hilft uns, wertvolles Know-how besser nutzbar zu machen“
Pikatron aus Usingen produziert hochspezialisierte Leistungselektronik für anspruchsvolle Kundenanwendungen – jedes Produkt ein Unikat. Das erfordert viel Erfahrung und Präzision. Im Rahmen des Pilotprojekts mit dem Green-AI Hub Mittelstand wurde nun ein KI-basiertes Empfehlungssystem entwickelt. Ziel: wertvolles Entwicklungswissen systematisch erschließen und effizienter nutzen. Dr. Florian Klug, technischer Leiter bei Pikatron, erklärt, wie die KI die Arbeit der Mitarbeitenden verändert.

Herr Dr. Klug, was war die unternehmerische Motivation hinter dem Einsatz von KI?
Unsere Produkte bewegen sich oft an den physikalischen Grenzen des technisch Machbaren. Dafür braucht es nicht nur Fachwissen, sondern auch langjährige Erfahrung. Diese war bisher in vielen einzelnen Köpfen, technischen Dokumenten und Datensilos gespeichert, also schwer zugänglich. Die Motivation hinter dem Projekt war, dieses Wissen systematisch zu bündeln und für alle Entwickler*innen direkt verfügbar zu machen. So können wir viel effizienter arbeiten.
Was war die größte Herausforderung bei der Umsetzung des Projekts?
Ganz klar: die Vielzahl und Heterogenität unserer Daten. Wir entwickeln ausschließlich kundenspezifische Produkte – jedes ist ein Unikat. Das macht es schwierig, standardisierte Prozesse oder Vorlagen zu nutzen. Die Herausforderung war, die verschiedenen Datenquellen wie Prüfdaten, Entwicklungsspezifikationen, ERP-Systeme zu identifizieren, zu verknüpfen und so aufzubereiten, dass die KI damit sinnvolle Vorschläge generieren kann.
Was genau optimiert die KI-Lösung?
Sie unterstützt unsere Entwickler*innen, schneller passende Lösungen zu finden – etwa durch Vorschläge auf Basis bereits entwickelter, ähnlicher Produkte. Das spart Zeit in der Entwicklung, reduziert die Zahl nötiger Iterationen und senkt so den Material- und Ressourceneinsatz. Besonders bei der Prototypenentwicklung merken wir den Unterschied. Wenn wir hier ein oder zwei Schleifen einsparen, bringt das bereits große Effizienzgewinne.
Wie bewerten Sie das KI-Pilotprojekt mit dem Green-AI Hub?
Sehr positiv. Die Zusammenarbeit mit dem Green-AI Hub lief reibungslos, zielorientiert und auf Augenhöhe. Wir konnten unsere Schwachstellen identifizieren, die nötigen Datenstrukturen herausarbeiten und uns für zukünftige KI-Anwendungen besser aufstellen. Für uns war das auch eine gute Gelegenheit, mit wenig bürokratischem Aufwand in die KI-Welt einzusteigen – praxisnah und an unseren Bedürfnissen orientiert.
Welche Kosten entstehen durch die KI – und was steht dem gegenüber?
Die laufenden Kosten halten sich in Grenzen. Die Lösung läuft auf einem lokalen Server mit geringem Energiebedarf. Dem gegenüber stehen deutliche Einsparungen: weniger Prototypen, kürzere Entwicklungszeiten, geringerer Materialeinsatz. Unsere Produkte enthalten zum Teil sehr teure Rohstoffe wie Kupfer, Magnetmaterialien und seltene Erden. Jede Iteration, die wir vermeiden, spart Ressourcen und damit auch bares Geld. Und auch menschliche Ressourcen lassen sich so gezielter einsetzen.
Wie lautet ihr Fazit?
Die KI hilft uns, unser gesammeltes Know-how besser zu nutzen – unabhängig davon, wer gerade im Unternehmen arbeitet. Gerade in einem Umfeld, in dem kein Produkt dem anderen gleicht, ist das ein echter Wettbewerbsvorteil. Wir sehen großes Potenzial, das System weiter auszubauen und noch stärker in unsere Prozesse zu integrieren.
Vorstellungsvideo: KI-Pilotprojekt Pikatron
KI-Pilotprojekt Pikatron
Weitere Informationen zu unserem gemeinsamen KI-Pilotprojekt mit Pikatron finden Sie hier.